18. Spiritueller Impuls für Mittwoch, den 07.08.2019

Unser heutiger Impuls ist von Doris Meyer-Ahlen, Mutterhaus

Leise Musik zum Ankommen

„Alle sollen eins sein.“ Dieses Gebet Jesu aus dem Johannesevangelium steht noch einmal im Mittelpunkt des heutigen Impulses.

„Ich bitte … für alle, die an mich glauben: Alle sollen eins sein.“ (Joh 17,21)

 

 

Wenn ich dieses Gebet Jesu höre, dann klingt in mir durchaus eine Ambivalenz mit, die für mich mit „Einssein“ verbunden ist. Es schwingt etwas mit von Uniformität, von Gleichmacherei. Manche kennen vielleicht die Konformität in Dörfern, wo Dinge so zu machen waren, wie sie eben zu machen sind; wo es Gerede gab, wenn sich einer nicht dran hielt. Ich kenne aus meiner Kindheit die Gleichheitsbemühungen einer sozialistischen Gesellschaft, die das Kollektiv über den Einzelnen stellt. Konformität gibt es auch in manchen geistlichen Gemeinschaften.

Wenn Jesus betet, dass alle eins-sein sollen, ist das kein Zwang zu Konformität, kein Interesse an Gleichmacherei. „Sie sollen eins sein – sie sollen in uns sein“ – Das ist die Einladung, das ist der Wunsch Jesus, dass wir Menschen Anteil haben an der göttlichen Beziehung. Es ist die Einladung, „Kinder Gottes“ zu sein und an dieser befreienden Wirklichkeit schon jetzt Anteil zu haben.

„Sie sollen eins sein“ – Jesus bittet darum, es ist sein Wunsch. Mit dem Vater lädt er ein und ermöglicht gleichzeitig dieses Eins-sein. Aber: Es braucht unbedingt das freie JA des Menschen.

Ähnlich ist das auch mit den Gemeinschaften, in denen wir leben: In der Beziehung zwischen zwei Menschen entsteht die Einheit durch das freie Ja beider zu einander. Ordensgemeinschaften entstehen durch das freie Ja Einzelner zum Ruf Gottes in diese Gemeinschaft. Gemeinschaft, Einheit entsteht und wächst durch das freie, unvertretbare Ja Einzelner.

▶ Wie war es, als ich mein Ja gesprochen habe, zu meinem Partner, meiner Partnerin, zu Gott; zu Menschen, für die ich Verantwortung trage?

Stille Zeit zum Nachdenken

Diese Einheit mit Gott und untereinander ist uns grundlegend geschenkt. Und doch ist sie nicht einfach da. Einheit entsteht und wächst mit den Menschen, die sie leben wollen und immer wieder neu prägen.

Eins-sein ist dynamisch.
Eins-sein heißt, immer wieder daran mitzuwirken, dass die Bindungen wachsen.
Eins-sein heißt, dass mir das Leid und die Freude des anderen nicht gleichgültig sein können, dass ich Anteil nehme und solidarisch bin.
Eins-sein heißt auch, klare Grenzen zu setzen, wo das Leben des anderen gefährdet ist oder Enge und Konformität herrschen.
Eins-sein heißt, in der Liebe zu wachsen – zum anderen, zu mir, zu Gott.

Ich lade dazu ein, in der nächsten Zeit einmal genauer darauf zu achten, wie ich das Eins-sein in der Gemeinschaft, in der ich lebe, stärken kann.

▶ Auf wenn könnte ich bewusst zugehen in der Familie, in der Kommunität, in der Dienstgemeinschaft, der Nachbarschaft?
▶ Wer wartet auf ein gutes Wort?
▶ Wer würde sich besonders über ein Lächeln freuen?

Liebe
meine liebe zu dir

Ist ohne grund
so tief ist sie

einander
ansichtig sein
absichtslos

blick in blick
dich anschauend
mich verlieren

von dir angeschaut
mich empfangen
und ewig so fort

darin das Geheimnis
des bleibenden
berühren
(Andres Knapp, aus: Tiefer als das Meer)

Guter Gott, bewahre uns in deiner Liebe, stärke unsere Einheit und segne uns,
Du, Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

 

Leise Musik zum Abschluss

 

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